Bereits im Jahr 2011 war der Gefährdungsstatus der Äsche so besorgniserregend, dass sie schon damals auf der „Roten Liste“ stehend, zum Fisch des Jahres gekürt wurde. Das sollte auf die Bedrohung der Namensgeberin einer ganzen Fließgewässerregion aufmerksam machen. Zum Positiven hat sich seither leider kaum etwas verändert – im Gegenteil.
Ursachenforschung: Die Gründe für beständig rückläufige Äschenbestände sind vielfältig. Zum Einen ist hier der permanent hohe Fraßdruck von immer mehr Fisch fressenden Prädatoren wie Kormoran, Gänsesäger, Grau- und Silberreiher sowie allen voran der omnipräsenten Fischotter zu nennen. Hier fehlt leider der politische Wille ein Gleichgewicht im Artenschutz zu suchen. Weitere relevante Faktoren sind zumeist baulicher Art und vom Hochwasserschutz bis hin zum Kraftwerksbetrieb zu finden. Die unzureichende Vernetzung unserer morphologisch beeinträchtigten Fließgewässer tut ein Übriges und macht es der zu den „Mittelstreckenwanderern“ zählenden Äsche zunehmend schwer ihre Laichgründe zu erreichen sowie ihre sonstigen Lebensraumansprüche zu erfüllen. Der generell deutlich spürbare Artenschwund aquatischer Organismen und Insekten spielt ebenfalls eine Rolle. Die Lage ist also äußerst ernst für die „Thymianduftende“ – den erklärten Lieblingsfisch vieler Fliegenfischer.
Erscheinungsbild und Charakteristik: Die „Graue Eminenz“ genannt, Asch‘ oder Aschen (von aschgrau abgeleitet), englisch „Grayling“ ist dem manchmal – oberflächlich gesehen – unscheinbaren Erscheinungsbild des eleganten Fisches geschuldet. Eigentlich ist dieses eher ihrer Tarnung dienlich, auf die sich die Äsche gern verlässt, was sie leider nur allzu oft zum allerersten Opfer vieler Prädatoren macht. Fast zutraulich lässt sie häufig sogar den bedachtsam watenden Fliegenfischer sehr nahe an sich heran. Beobachtet man sie jedoch eingehend, ist sie von vielgestaltigem Habitus und dem jeweiligen Lebensraum optimal angepasst. So gibt es „rotflossige“ Populationen, oder ausgeprägt „blau-“ bzw. „türkisflossige“ Stämme. Manche zeichnen sich eher durch silberblanke Flanken aus, oder sind auffällig „goldbauchig“, es gibt aber auch ausgesprochen kräftig gefärbte „dunkle Typen“ unter ihnen. Ob übersät mit schwarzen Pigmentflecken, oft über den gesamten Körper verteilt, oder nur mit wenigen an der vorderen Körperhälfte bis hin zu völlig punktlosen Fischen spannt sich das Spektrum ihres sehr variablen Erscheinungsbildes. Den Allermeisten von ihnen ist jedoch ein auffälliger karmesinroter Teil der hinteren Flanke zu Eigen. Selten fehlt aber auch dieses Merkmal oder ist nicht sehr ausgeprägt vorhanden. Immer jedoch zeichnet sich die Äsche durch ihren auffälligen „Geschlechtsdimorphismus“ aus. Der Milchner besitzt vergleichsweise zum Rogner eine riesige, bedeutend längere und meist prächtig gefärbte Rückenflosse, welche vollkommen zu Recht „Fahne“ genannt wird. Ihrem ansprechenden Äußeren sowie dem meist sanften Charakter geschuldet ist die Äsche der erklärte Lieblingsfisch vieler und eine ausgesprochene Schönheit. Ehrfürchtig wird sie z.B.: von den Engländern so treffend als „Lady of the stream“, „Die Dame der Flüsse“ bezeichnet. Einerseits sicher wegen ihres meist farbenprächtigen, eleganten Äußeren, aber auch wegen ihres damenhaft sanften, oft aber auch launischen Verhaltens. Leicht zu fangen ist sie nämlich bei Weitem nicht immer. Zu erwähnen wäre auch als interessantes Detail am Rande, dass ihr charakteristischer Duft je nach Gewässer oft recht unterschiedlich ausgeprägt sein kann.
Ausblick: Versuchen wir also unser Bestes, diese wertvolle, wunderschöne aber anspruchsvolle Bewohnerin unserer Fließgewässer zu schützen und ihren Lebensraum zu erhalten. In Zeiten wie diesen sollten wir auch von einer Entnahme absehen, zu wertvoll ist jedes einzelne Exemplar, das zur Fortpflanzung und somit zum Arterhalt beitragen kann. Wichtig vor Allem ist das Verringern des Fraßdruckes der Fisch fressenden Prädatoren. Zeigen wir hier Verantwortung und achten wir ihren Status als hochgefährdete Art, als „Fisch des Jahres 2021“ unsere „Dame der Flüsse“.