Wir trauern um unseren Kollegen Gert Richter, der am 06. Juli 2022 völlig überraschend von uns gegangen ist.
Gert war seit 1996 Mitglied des AFV Graz und hat sich als Sachverständiger für Fischerei und Gewässerschutz mit voller Kraft und enormer Anstrengung unermüdlich für die Fischerei und unsere Gewässer eingesetzt: Ob beim Fischbesatz – wo er sich nur mit der besten Auswahl des Zuchtmaterials zufrieden gab – bei Fischrettungsaktionen, Bestandsaufnahmen oder bei Renaturierungsmaßnahmen an unseren Gewässern, Gert war stets bemüht Strukturverbesserungen auszuhandeln und hat dadurch in unseren Vereinsgewässern viele nachhaltige Verbesserungen und Umstrukturierungen durchgesetzt, die wiederum der Fisch- und Amphibienwelt sowie den Uferbereichen der Gewässer zu Gute kamen.
Wir schätzten an Gert auch sein umfassendes Fachwissen, mit dem er nahezu jede Frage rund um Flora und Fauna beantworten konnte. Sein Wissen hatte er nicht nur aus seinen Büchern und den zahlreichen Kursen, Seminaren und Schulungen, die wir regelmäßig gemeinsam besuchten, sondern aus der Natur selbst. Durch seinen ständigen Einsatz gepaart mit seiner Beharrlichkeit, konnte Gert viele positive Ergebnisse mit Bezug zur Fischerei und der Natur erzielen, womit er einen unverzichtbaren Beitrag zum Schutz unserer Gewässer und deren Bewohnern leistete.
Gert zeichnete sich weiters dadurch aus, dass er sein Wissen, seine Eindrücke und seine Visionen gut an andere weitergeben und verständlich erklären konnte. Viele Fachkräfte, Wasserbautechniker und Bauleitungen profitierten von seinem Wissen und Können. Gemeinsam mit Dr.in Renate Simbeni, die viele ökologische Bauprojekte betreute, hat er zahlreiche Verbesserungen unter anderem an unseren Vereinsgewässern durchgesetzt.
Seine Liebe galt dem Fliegenfischen. Seine „Muckerlfabrik“, wie er den Fliegenbindestammtisch liebevoll nannte, war genauso legendär, wie seine unzähligen Angelausflüge, die ihn zu den schönsten Gewässern der Welt brachten. Besonders faszinierte ihn die Moldau mit ihrer natürlichen Schönheit, von der er uns stets vorschwärmte. Auch die Karstgewässer Soča, Savinja oder Krka, zählten zu seinen bevorzugten Destinationen. Seine Begeisterung für die Fliegenfischerei steckte so manchen Kollegen an, wodurch unzählige und unvergessliche Angelabenteuer zustande gekommen sind.
Besonders am Herzen lagen Gert unsere Vereinsgewässer, die er nicht nur bewirtschaftete und betreute, sondern auch gerne befischte. Neben der kleinen Gleinz, der Mur und der Laßnitz, hatte es ihm die Kainach besonders angetan. Er war aber auch sehr oft Gast beim Lannacher Weiher und versuchte Karpfen und Schleien zu überlisten.
Liebe Gert, du hinterlässt eine große Lücke in unseren Reihen, die nicht zu füllen ist. Unsere Gedanken sind bei deiner Tochter Helene, deinen lieben Angehörigen und allen die dich kannten und schätzten.
Du wirst uns fehlen, ein letztes „Petri Heil“
Der gesamte Vorstand des AFV Graz
Die (beinahe) unbegrenzten Möglichkeiten des Fliegenfischens
Das Fischen mit der Kunstfliege ist eine der spannendsten Arten Fische zu fangen indem man versucht mittels naturnaher Präsentation einer künstlichen Nachbildung eines Wasser- oder Landinsekts, seiner Entwicklungsstadien, bzw. eines anderen Beutetieres den Fisch zum Anbiss zu animieren.
Renaturierungen:
Im oberen Revierteil unseres Laßnitzrevieres, inklusive des Mündungsbereiches der Stainz in die Laßnitz, konnte in konstruktiver Zusammenarbeit mit der BBL Deutschlandsberg der Lückenschluss der Renaturierungsmaßnahmen in diesem Bereich fertig gestellt werden. Somit wurde durch die Errichtung von vier Trichterbuhnen, etlichen Kurzbuhnen, die Entfernung glatter unnötiger Ufersicherungen sowie der Anlage eines durchströmten Nebenarmes eine enorme ökologische Aufwertung des Flusslaufes auf nunmehr gesamt etwa 1,8 Km Länge erzielt. Eine nicht passierbare Sohlschwelle konnte so aufgelöst werden. Zahlreiche Tiefstellen, Fischunterstände, Strukturanreicherungen wurden durch das Einbringen von Raubäumen, Wurzelstöcken, Steingruppen und Totholzelementen geschaffen.
Dynamische Prozesse fördern: Durch das Einrichten vielfältiger Strömungsvarianzen kann somit die dynamische Eigenentwicklung des Flussverlaufes auf den dafür vorgesehenen Flächen initiiert und gefördert werden und man darf gespannt sein auf die natürliche Sukzession, die sich dort entwickeln wird.
Die Natur ist mit ihren verschiedensten Bedingungen und variablen Wasserführungen der beste Flussbaumeister nicht zuletzt unterstützt durch den dort sehr aktiven Biberbestand.
Gert Richter
In alle Fließgewässern wurde ein an die Erfordernisse angepasster Frühjahrsbesatz eingebracht.
In erster Linie waren das Bachforellen in guter Qualität, aber auch einige Regenbogenforellen sowie Saiblinge fanden den Weg in unsere Flüsse. Einer spannenden Saisoneröffnung steht also nichts mehr entgegen.
Watfischer aufgepasst: Beim Watfischen ist besonders darauf zu achten, dass Fische nicht bei ihren Laichaktivitäten gestört werden. Vorhandene Laichgruben bitte meiden bzw. weiträumig umgehen.
Aktuell befinden sich Nasen, Huchen, Äschen, Regenbogenforellen in ihrer Fortpflanzungsperiode, bald gefolgt von den meisten anderen Cypriniden. Erst bis Ende Juni sind dann die Laichaktivitäten weitgehend abgeschlossen. Einige Cypriniden jedoch, wie z.B. der Aitel teilen ihre Fortpflanzungsprodukte mehr oder weniger über den ganzen Sommer auf und laichen je nach Bedingungen periodisch bis in den Herbst hinein. Wohl bedachte Fischerei schont unsere wertvollen Fischbestände und fördert die Eigenvermehrung und Verjüngung der Bestände zum Vorteil von uns allen.
In diesem Sinne wünschen wir eine erfolgreiche neue Saison!
Mit kräftigem Petri!
Gert Richter
Der Fliegenbindestammtisch, die „Weststeirische Muckerlfabrik“ schließt mit Mitte März 2022 den Sommer über ihre Pforten und öffnet voraussichtlich wieder im Herbst des Jahres.
Danke allen Teilnehmenden mit besten Wünschen für die Sommersaison! Mögen eure eigenen Fliegenmuster euch erfolgreich das Jahr über begleiten.
Mit lieben Grüßen!
Euer Gert Richter
Werte Mitglieder,
wie bei der Generalversammlung am 16.11.2021 angekündigt, kommt es zu einer Änderung der gültigen Fischereiordnung die mit 01.01.2022 in Kraft tritt.
Hinweis: Alle anderen zeitlichen Beschränkungen, die das Revier Lannacher-Weiher betreffen bleiben unverändert.
Wichtig: Dieses Schreiben gilt als Teil der Fischereiordnung und muss zusammen mit der bestehenden Fischereiordnung mitgeführt werden.
Wir bitten um Kenntnisnahme und danken für Ihr Verständnis.
Robert Thüringer Christian Tasch
Die Änderungen als PDF zum downloaden: Änderungen der Fischereiordnung
Der Fisch des Jahres wird gewählt um auf die besonders dramatische Gefährdung einer Art aufmerksam zu machen. Für das Jahr 2022 fiel angesichts ihres mittlerweile hohen Gefährdungsstatus die Wahl auf die Barbe, den Leitfisch einer ganzen Fließgewässerregion.
„Leitfische aller Fließgewässerregionen stark gefährdet“ Den dramatisch schlechten Zustand unserer Fischbestände spiegelt die Tatsache wider, dass damit exakt in der Reihenfolge der in Fließrichtung aufeinanderfolgenden Gewässerregionen in den letzten drei Jahren alle Leitfische dieser Lebensräume als höchst bedrohte Arten ausgewiesen wurden. So die Bachforelle, Fisch des Jahres 2020, die Äsche 2021, und nun die Barbe für das Jahr 2022. Dieser Umstand sollte zu denken geben und sämtliche Alarmglocken läuten lassen. Einst ein Massenfisch, der in großen Schwärmen die Barbenregion unserer Flüsse besiedelte, sind vielerorts ihre Bestände innerhalb weniger Jahre zusammengebrochen. In manchen Flusssystemen ist die Barbe bereits sehr selten geworden, aus anderen schon vollkommen verschwunden.
„Bestandseinbrüche und ihre Ursachen“ Die Gründe sind vielfältig. Neben der baulichen Zerstückelung der Fließgewässer durch den exzessiven Ausbau von Wasserkraftwerken zählen weitere bauliche Defizite zu den Gründen des dramatischen Bestandsrückgangs. Als Wanderfische zählen Barben zur Gilde der Mittelstreckenwanderer, die bis zu dreißig Kilometer weite Wanderungen im Jahreslauf unternehmen.
Deshalb sind Barben auf ungehinderte Durchwanderbarkeit unserer Flusssysteme angewiesen. Je nach saisonalen Erfordernissen werden temporär verschiedene Habitate und Teillebensräume aufgesucht. Neben Laichwanderungen, Futterwanderungen, Kompensationswanderungen nach Abdrift bei Hochwasserereignissen müssen Aufwuchshabitate für Jungfische, tiefe, strömungsberuhigte Winterlager, zügig überströmte Weidegründe und Hochwassereinstände erreichbar sein.
Sensationell war im Jahr 2014 die Nachricht von der Entdeckung einer vollkommen neuen, und sogar endemischen Fischart in der oberen Mur.
Mitarbeiter der Universität für Bodenkultur (Boku) waren im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit auf die deutlich von allen differenzierte Art gestoßen. Landläufig ist man ja geneigt zu glauben, wir wüssten ohnehin schon alles und würden bereits alles kennen was in heimischen Gefilden so kreucht und fleucht.
Neue Arten? – Ja, vielleicht am Amazonas oder in Afrika? Umso größer war die Überraschung, dass quasi vor unserer Nase ein offensichtlich lange übersehenes Eiszeitrelikt überlebt hat, (Romanogobio skywalkeri), der Smaragdgressling. Was danach folgte waren die genetische Untersuchung und die Bestätigung des Status als eigenständige Art, die Namensgebung sowie die wissenschaftliche Erstbeschreibung nach den Regeln der gültigen Nomenklatur.
Mittlerweile wurde der Smaragdgressling als eingetragenes Schutzgut und als Endemit in der Mur anerkannt.
Der Schwerpunkt des Vorkommens der seltenen Art scheint zwar in der oberen Mur zu liegen, man weiß jedoch noch beileibe nicht alles darüber. Ich durfte selbst mit Thomas Friedrich, dem Entdecker des Smaragdgresslings, den bis dahin am südlichsten gelegenen Lebensraum bei Frohnleiten per Elektrobefischung auf ein Vorkommen der Art untersuchen.
Ein dazu von Franz Keppel produzierter Youtube – Film >> „Hotspot Mur – Smaragdgressling“
Und auch wir wurden fündig. Etliche Belegexemplare konnten gefangen und genetisch untersucht werden. Eine weitere Nachsuche bis hinunter in den Grazer Raum zu anderen Terminen ergab jedoch vorerst keinen Nachweis. Im Zuge einer GZÜV – Befischung gemäß der „Gewässerzustandsüberprüfungsverordnung“ konnten letztlich Ende Oktober 2021 überraschend einige Exemplare in der Restwasserstrecke in Peggau nachgewiesen und Anfang November 2021 wissenschaftlich bestätigt werden. Dadurch wurde das Artenspektrum in den Murrevieren des AFV – Graz ganz wesentlich um eine außerordentlich seltene und endemische Art reichhaltiger. Die gewässerökologische Hochwertigkeit der wenigen, in dieser Region noch verbliebenen freien Fließstrecken in den Revieren des AFV- Graz wird dadurch eindrucksvoll belegt. Ebenso groß ist die Überzeugung, auch in weiteren geeigneten Flussabschnitten weiter südlich den Smaragdgressling nachweisen zu können.
Die Mur ist und bleibt ein Hotspot der Artenvielfalt und muss als wertvolle Lebensader der Region in ihrem Fließcharakter erhalten werden.
Vom Verband der österreichischen Arbeiterfischereivereine organisiert, war im Rahmen der Grazer Herbstmesse von 2. bis 4. Oktober das größte mobile Aquarium mit etwa 27, größtenteils heimischen Fischarten in zum Teil beeindruckend großen Exemplaren, zu bewundern.
Eine tolle Gelegenheit der Bevölkerung die heimische Fischfauna nahezubringen.
Reges Interesse und eine außerordentlich gute Besucherfrequenz machten die Ausstellung zu einem großen Erfolg.
Neben sechs Störarten waren die wichtigsten Vertreter unserer Salmonidenarten wie Bach-, See- und Regenbogenforellen, Bach- und Seesaiblinge sowie Huchen und Äschen zu sehen.
Hecht, Wels, Flussbarsch und viele Vertreter der großen Familie der Karpfenfische durften ebenfalls nicht fehlen.
Wissenschaftliche und fachliche Beratung wurde von zwei Studenten der Universität für Bodenkultur sowie von Franz Schuster und AFV-Graz Fließgewässerbewirtschafter Gert Richter wahrgenommen.
Alles in Allem eine äußerst gelungene Veranstaltung, die eine hohe positive Resonanz gebracht und bei Vielen die Aufmerksamkeit für die heimische Aquafauna geweckt hat.
Daneben gab es in einer Sonderausstellung Wissenswertes und Kurioses aus der hundertjährigen Geschichte des VÖAFV zu sehen.